Freitag, 12. Juli 2013

4.4 Pressverbindungen



Pressverbindungen haben sich als Regelverbindung an Kupfer-, Edel- und C-Stahlrohren durchgesetzt. Bei der Verpressung entsteht eine längskraftschlüssige Verbindung ohne Anwendung einer Wärmequelle, was die Gefahr eines Brandes während der Verarbeitung (wie sie beim Löten gegeben ist) ausschließt.

Die Qualität der Verbindung wird im Wesentlichen durch das Presswerkzeug bestimmt, ist also konstant und minimiert so das Risiko von Verarbeitungsfehlern. Hilfsstoffe sind bei der Erstellung von Pressverbindungen nicht nötig, was die Verarbeitungszeit verkürzt (z. B. keine Trocknungszeit, wie beim Kleber) und die Lagerhaltung vereinfacht. 


4.4.1 Aufbau einer Presskontur

  





Diese Konturen unterscheiden sich in der Form des Pressfittings und den Punkten, an denen die Pressbacke/-schlinge auf den Fitting drückt. In den kleineren Dimensionen werden Pressbacken in die Pressmaschine eingesetzt um die Verpressung durchzuführen, in den größeren Dimensionen werden Pressschlingen eingesetzt um eine dauerhaft dichte Verbindung zu erreichen.


Unsere XPress- und SudoPress Fittings sind mit einer LBP-Funktion (Leak Before Pressed = unverpresst undicht) ausgestattet. Diese Funktion gewährleistet, dass unverpresste Fittings bei der Druckprobe sichtbar undicht werden (Abdrücken mit Wasser) oder der Prüfdruck abfällt (Abdrücken mit Druckluft).

Systeme die diese Funktion nicht haben, können auch im unverpressten Zustand dicht sein, da die Dichtheit der Pressverbindung einzig durch den O-Ring erreicht wird. Sind die Rohre gut befestigt, fällt eine nicht verpresste Leitungsverbindung selbst bei der Dichtheitsprüfung nicht mit Sicherheit auf. Kommt es beim späteren Normalbetrieb der Wasserleitung zu Druckstößen, kann die „vergessene Pressstelle“ auseinanderrutschen und erhebliche Wasserschäden verursachen.

Die LBP-Funktion wird bei den unterschiedlichen Systemen durch folgende Verfahren erreicht:
XPress Kupferfittings sind so konstruiert, dass sie nur durch Aufstecken auf das Rohr nicht abdichten. Sie haben eine leicht ovale Bauform (Lemon shape), die erst durch den Pressvorgang „korrigiert“ wird. Unverpresst drückt der O-Ring nicht durchgängig an die Rohrwandung, was dem Medium die Chance gibt auszutreten und bemerkt zu werden.



XPress Edelstahl- und C-Stahlfittings und Sudo Press Fittings für die Wasser und Heizungsanwendung sind rund, erhalten aber die LBP-Funktion durch den O-Ring. Er enthält „Sickerwege“ durch unterschiedliche Verdickungen bzw. Verdünnungen des O-Rings. Mit Druck auf den O-Ring bei der Verpressung werden diese Wege abschließend zuverlässig verschlossen.

Bei der Herstellung von Rohrverbindungen mittels Pressfittings sind folgende Punkte zu beachten:

  • Rohrenden nach dem Ablängen von innen und außen entgraten, sonst besteht die Gefahr, dass die Dichtung des Fittings beim Aufstecken auf das Rohr beschädigt wird.
  • Rohrende bei weichen Rohren (Kupferrohr R220) kalibrieren.
  • Einstecktiefe mit wasserfestem Stift markieren. Dazu das Rohr bis zum Anschlag in einen Fitting einschieben oder ein zugelassenes Markiergerät verwenden.
  • Vor jeder Verpressung korrekten Sitz der O-Ringe überprüfen und sicherstellen, dass Fitting, Rohr und O-Ring sauber sind. Merke: Pressfittings haben nicht im Baustellenstaub herumzuliegen!
  • Vor jeder Verpressung die Einstecktiefe kontrollieren. Der Kontrolle der Einstecktiefe kommt eine besondere Bedeutung zu. Werden mehrere Pressverbindungsstellen an einer Leitung nacheinander verpresst, ist es möglich, dass sich das Rohr aus den noch unverpressten Stellen geringfügig aus den Fittings herauszieht.
  • Dadurch besteht die Gefahr, dass die Fittings, die als letzte Verbindungen verpresst werden sollen, nicht mehr ausreichend weit auf dem Rohr aufgesteckt sind. Um jederzeit den Nachweis führen zu können, die Einsteckkontrolle durchgeführt zu haben, sollten die Markierungen dauerhaft sein; ein wasserfester Marker ist also Pflicht.
  • Vor dem Verpressen muss die Pressbacke des Werkzeugs auf Verunreinigungen hin untersucht werden.
  • Um eine sachgerechte Pressverbindung herzustellen, muss die Nut des Presswerkzeugs die Dichtkammer des Fittings vollständig umschließen und der Pressvorgang darf – einmal ausgelöst – nicht unterbrochen werden.
  • Ein Nachpressen einer bereits verpressten Verbindung ist nicht zulässig; undichte Pressverbindungen müssen vollständig erneuert werden.  

Wichtig ist auch, dass in Trinkwasserleitungen aus Kupfer- oder Edelstahlrohr trinkwassertaugliche bzw. in Gasleitungen gastaugliche O-Ringe in den Pressfittings verwendet werden. Die trinkwassertauglichen Dichtungen bestehen aus EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer), sind schwarz eingefärbt und im Temperaturbereich von -35°C bis zu 135°C (XPress Edelstahl und C-Stahl, Sudo Press Kupfer und Edelstahl) bzw. -20°C bis zu 110°C (XPress Kupferfittings) einsetzbar.
 

Für die Gasinstallation sind die Dichtungen der XPress Edelstahl Gasfittings und der Sudo Press Kupfer Gasfittings aus HNBR (Hydrierter Nitril Butadien Kautschuk) und in den XPress Kupfer Gasfittings befinden sich Dichtungen aus NBR (Nitril Butadien Kautschuk). Beide Dichtungsarten sind gelb eingefärbt um für den Anwendungsbereich Gas sofort zweifelsfrei erkannt werden zu können.
Gasfittings, die mit diesen Dichtungen ausgestattet sind, tragen zudem eine gelbe Farbmarkierung. Im Dauerbetrieb halten die Gasdichtungen maximal 70°C aus. Im Brandfall halten sie bei einer Temperatur von maximal 650°C mindestens 30 Minuten stand, erfüllen damit die so genannten HTB-Anforderungen, also die höhere thermische Belastbarkeit. .


Für Installationen mit höheren Temperaturanforderungen wie z.B. Solaranlagen oder Anwendungen mit ölhaltigen Medien bietet das XPress- und das Sudo Press System auch O-Ringe aus FKM (Fluorkarbon-Kautschuk) Viton®, die eine Temperaturbeständigkeit von -30°C bis 180°C haben und resistent sind gegen mineralische und synthetische Öle und Fette.

Pressfittings mit Gewinde sind mit Whitworth-Rohrgewinden nach DIN EN 10226-1 ausgestattet. Als Dichtmittel können die üblichen nicht aushärtenden Dichtmittel – auch in Verbindung mit Hanf als Dichtmittelträger – eingesetzt werden. Die Verwendung von PTFE-Band („Teflonband“) ist zulässig, jedoch nicht an den Gewinden von Edelstahlfittings. Teflon-Gewindedichtband könnte mit Hinblick auf den Anteil wasserlöslicher Chlorid-Ionen an Edelstahlgewinden Korrosion auslösen.












Bei der Frage nach der Verarbeitungsreihenfolge müssen immer zunächst die Gewindeverbindungen erstellt werden. Erst danach werden die Fittings verpresst. Durch diese Vorgehensweise wird verhindert, dass die fertig verpresste Verbindung einem Drehmoment ausgesetzt wird.




  1. Das Rohr mit einem Rohrschneider oder einer feinzahnigen Säge rechtwinklig abtrennen.
  2. Das Rohrende innen und außen entgraten.
  3. Die Einstecktiefe des Fittings mittels Schablone oder Maßstab anzeichnen.
  4. Den Fitting auf Vorhandensein des O-Rings und auf Verschmutzung prüfen.
  5. Das Rohr mit leichter Drehbewegung bis zum Anschlag in den Fitting stecken.
  6. Die  Verbindung wird mit geeigneter Pressmaschine und M- bzw. V-Kontur verpresst

Weitere Informationen zu XPress gibt es auf der Webseite http://www.xpress-fittings.com/de/en/
Allerdings ist sie in englisch.














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